Sagenhaft

Eine Auswahl | Legends and stories of the region

Hirschfeld

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 79

"Katharina von Bora"

Halsbrücke

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 76

"Die Entstehung"

"Reiter ohne Kopf"

"Der Johannisbruch"

Grabentour

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 82

"Tausendtalersprung"

Niederschöna

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 88

"Die Kapelle"

Siebenlehn

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 95

" Sieben Lehen"

"Wachsschlägerei"

"Pumphut der Müllerknecht"

"Allemal wenn Vollmond ist"

"Hilfreiche Bäcker"

"Romanusmännchen"

Falkenberg

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 26

"Brücke und Zar"

Conradsdorf

Sagen aus dem Freiberger Land

Buchseite 26

"Steinkreuz"

Zellwald

"Die Sage

vom Nix

im Zellwaldteich"

Reichenbach

"Die Sage vom

Lichtenstein"

Altzella

"Ursprung der Bergwerke"

"Der Klosterräuber

von Altzella"

"Geheime Gänge

der Mönche

von Altzella"

"Das Nonnen-

klösterchen

von Tannenberg"

"Der Geistermönch"

"Der Teufel

verführt eine Magd

zu Zelle"

Siebenlehn

"Die Riesen-

schneekugel"

Burg Reinsberg

Ferdinand von Rayski

Ferdinand von Rayski entstammt einer wenig begüterten alten Adelsfamilie und wurde 1806 in Pegau geboren. Sein Vater nahm als Rittmeister 1812 am Russlandfeldzug Napoleons teil und verstarb dort in der Gefangenschaft. Seine Frau war ziemlich mittellos, so dass ihre sechs Kinder darunter Ferdinand weitestgehend bei Verwandten und Bekannten aufwuchsen. 1821 trat Ferdinand von Rayski in das Königliche Kadettenkorps in Dresden-Neustadt ein und ging 1825 als Secondeleutnant beim Herzog von Anhalt-Bernburg in Stellung, die er aber schon 1829 wieder aufgab. Obwohl er einer alten Offiziersfamilie entstammte, wandte er sich ab 1830 vollständig der Malerei zu. Er besuchte u.a. auch die Dresdner Kunstakademie und beteiligte sich an Ausstellungen, fand aber unter den damaligen Künstlerkreisen nicht die erhoffte Anerkennung. Nach Reisen in Frankreich und in westdeutschen Gegenden nahm er 1840 bis zu seinem Tode einen festen Wohnsitz in Dresden. Er hielt sich aber auch, wie schon bemerkt, als reisender Porträtmaler oft in mittelsächsischen Adelshäusern auf besonders bei den Familien von Schönberg, so auch in Nieder- und Oberreinsberg. Er war auch mehrmals auf Schloss Bieberstein bei der Familie des Domherren Haubold von Schroeter, am längsten 1848/50 während der bürgerlichen Revolution. 1890 starb er vereinsamt und vergessen in Dresden. Er wurde im Familiengrab auf dem DresdnerTrinitatisfriedhof beigesetzt, das heute noch existiert. Ihm zu Ehren gibt es in Dresden eine Rayskistraße.

Bei seinen Aufenthalten in Bieberstein entstanden in der Zeit von 1843 bis 1863 insgesamt neun Gemälde verschiedener Genres. Hervorzuheben sind die fünf s.g. Eremitoriumbilder, die er bei seinem Langzeitaufenthalt von 1848-50 zur Ausschmückung des gerade renovierten Alten Schlosses, des Eremitoriums, anfertigte. Diese großformatigen Gemälde waren in den Wänden des mittleren Kaminzimmers eingelassen. Später wurden sie in das Hauptschloss verbracht.

Wie bereits angedeutet, spielte Bieberstein für die späte Anerkennung von Ferdinand von Rayski als großen sächsischen und deutschen Maler des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Im Herbst 1905 fand in unserer Gegend ein Manöver statt, bei dem der Reserveleutnant und junge Kunsthistoriker Georg Vitzthum von Eckstädt im Schloss Bieberstein einquartiert war. Er entdeckte die Rayskibilder und konnte den damaligen Schlossherrn Viktor von Schroeter davon überzeugen, mehrere Gemälde für die Berliner Jahrhundertausstellung 1906 zur Verfügung zu stellen. Insgesamt wurden dort 20 Bilder von Rayski gezeigt. Zu den am meisten beachteten Gemälden zählten die sechs von Bieberstein. Mit der Ausstellung wurde Ferdinand von Rayski wie auch Caspar David Friedrich wieder entdeckt und besitzt seit dieser Zeit zumindest in Fachkreisen hohe Anerkennung, was man auch merkt, wenn man eines der wenigen noch angebotenen Rayskibilder erwerben möchte.

Noch einige Anmerkungen zum Verbleib der Biebersteiner Rayskibilder. Alle neun Bilder wurden von Viktor von Schroeter bzw. seinen Erben zwischen 1913 und 1936 verkauft. Drei Gemälde, darunter die berühmten „Wildschweine“, verbrannten in der Dresdner Bombennacht vom 13. zum 14. Februar 1945 in einem abgestellten Zug mit dem sie vor der herannahenden Roten Armee ins westliche Deutschland abtransportiert werden sollten. Zwei Gemälde, darunter „Schloss Bieberstein bei Morgenbeleuchtung“ (Bild 3) sind seit den letzten Kriegswirren verschollen (vielleicht tauchen sie doch noch einmal wieder auf!). Zwei Eremitoriumbilder wurden an die Familie von Schönberg rückübereignet („Erich von Schönberg als Löwenjäger“ und „Erich von Schönberg als Afrikareisender“), ein Bild ( „Bildnis Kurt von Schroeter“) befindet sich in der Gemäldegalerie Neue Meister in Dresden und ein Bild („Kesseltreiben“) ist seit 1943 im Landesmuseum Linz in Österreich. Dort wollte Hitler mit angekauften und beschlagnahmten Gemälden (Raubkunst) ein großangelegtes Führermuseum errichten.

In heimatlicher Nähe kann man sich fünf Rayskigemälde im Schloss Nossen anschauen; darunter die Historienbilder „Grenadiere im Schnee“ und die „Schlacht bei Borodino“. Bis vor einiger Zeit konnte man dort auch das rückübereignete monumentale Bild „Erich von Schönberg als Löwenjäger“ bewundern.

Quelle: Achim Berger

Markgraf Otto

Markgraf Otto, den man den Reichen nannte, hatte zwei Söhne, Albrecht und Dietrich. Dietrich war ihm lieber als der ältere Albrecht. Dietrich sollte nach des Vaters Tode Herr werden über das Meißener Land. Darüber ergrimmte der Ältere. Als Albrecht erfuhr, dass sein Vater kurz vor seinem Tode einige tausend Mark Silber, gewonnen aus den Freiberger Gruben, den Mönchen zu Altzella übergeben hatte, eilte er ins Kloster und verlangte das Geld. Dies wurde ihm vom Konvent verweigert. Als er Gewalt anzuwenden drohte, legten es die Mönche in den Altarschrein unter das Muttergottesbild. Albrecht ließ den Schrein erbrechen und floh mit dem Gelde. Doch ist er seines Raubes nimmer froh geworden. Bald ward er krank und hat bereits zu Lebzeiten so übel gestunken, dass keiner seiner Freunde bei ihm bleiben mochte. Jedermann sagte, dass dies die Strafe für Albrechts Kirchenraub gewesen sei.

Quelle: Bergmannssagen aus dem sächsischen Erzgebirge, 1985, DvfG, Leipzig

Romanusmännchen

Als in Siebenlehn noch Bergbau betrieben wurde, hauste daselbst ein Berggeist, Romanusmännchen genannt. Es war kein böser Geist, er versuchte aber, den Menschen allerhand Schabernack zuzufügen. Über seine Streiche berichtete H. Lommatzsch:

Einst spielte er meinen seligen Vater einen tüchtigen Streich. Dieser arbeitete in seiner Jugend bei einem Siebenlehner Meister, dessen Grundstück an einem Verbindungsgässchen lag und mit einem mannshohen Zaun umgeben war. Als mein Vater eines Abends von einem Geschäftsgang etwas spät nachhause kam, fand er alles verschlossen. Auch hörte niemand auf sein Pochen. Um nun in sein Zimmer zu gelangen, wollte er über den Zaun steigen. Plötzlich brach aber dieser unter ihm zusammen, und vor ihm stand ein großer schwarzer Hund mit feurigen Augen und fletschenden Zähnen. Dieser ließ ihn nicht von der Stelle. Mein Vater fing vor Angst an zu schwitzen. Allmählich schwanden ihm die Sinne. Am anderen Morgen fand er sich aber, zwar Schweiß gebadet, im übrigen ganz wohl, im Bette liegend. Auch war der Zaun in bester Ordnung.

Als mein Vater später selbstständig geworden war, hielt er Pferd und Wagen. Als ich ein junge von zwölf Jahren war, erlaubte mir mein Vater, ihn auf einer Fahrt nach Dresden zu begleiten. Das gab natürlich große Freude. Nachts halb zwölf Uhr wurde abgefahren. Mein Vater, eigentlich kein Raucher, hatte sich aber gerade an jenen Abend eine Zigarre angebrannt. In der Nähe der Ochsenwiesen kam uns ein Mann entgegen und bat um Feuer. Mein Vater gab es ihm bereitwillig. Beim Zusammenhalten der Zigarren explodierten dieselben. Der Mann war jedoch im gleiche Augenblick verschwunden. Das Pferd aber ging durch den Knall durch und konnte erst wieder bei Nossen zum Stehen gebracht werden. Als wir nun in Nossen über die Muldebrücke fuhren, sah mein Vater auf der Brückenmauer eine schöne Fußbank stehen. Er hieß mich absteigen und dieselbe holen. Da ich aber keine sah, stieg mein Vater selber ab und griff danach. Er hatte jedoch nichts in den Händen, fühlte aber einen heftigen Schmerz, als ob seine Hand verbrannt wäre. Wir machten nun schnell kalte Umschläge. Als wir aber frühmorgens in Kesselsdorf die Umschläge erneuern wollten, war die Hand wieder ganz heil. Man sah nichts mehr von einer Verbernennung , auch spürte mein Vater keinen Schmerz mehr. Als ich später in die Lehre kam, fuhr ich mit meinem Lehrmeister in den Wald nach Holz – und zwar an Tischers Stelle. Das war ein Holzschlag. Unterwegs hielt mein Meister an und sagte zu mir: „Geh, steig ab, dort liegt eine grüne mit weißen Perlen besetzte Geldbörse!“ Ich stieg ab, sah aber nirgends eine Börse liegen. Nun ging der Meister selbst danach. Als er zugriff, hatte er einen großen, grünen Frosch in der Hand. Zugleich ertönte ein Lachen, ohne das jemand zu sehen war.

In Siebenlehn und Umgebung erzählt man noch manchen anderen Schelmenstreich des Romanusmännchens. Seit jedoch der Bergbau hier aufgehört hat, hat man nichts mehr von ihm gespürt. Wahrscheinlich hat es nun Ruhe gefunden.

Quelle: Bergmannssagen aus dem sächsischen Erzgebirge, 1985, DvfG, Leipzig

Reiter ohne Kopf

In Halsbrücke soll ein Reiter ohne Kopf gesehen worden sein. Um Mitternacht sei er im westlichen Teil des Schulhofes in tollem Ritte um die dort stehende Wasserpumpe gejagt. Eine grausige Begebenheit wird mit diesem Spuk in Verbindung gebracht:

Vor vielen Jahren war ein Soldat auf Urlaub heimgekommen. Anderntags fand man ihn tot in der Mulde hinter der Erzschmelze liegen. Sein bester Freund kam in Verdacht, ihn ermordet zu haben. Man konnte ihm jedoch nichts nachweisen. Nach Jahren hatte sich dieser Freund unsittlich an einer taubstummen Frauenperson vergangen. Aus Furcht vor Strafe verübte er Selbstmord. Als Bergmann hatte er von der Grube eine Dynamitpatrone mit nach Hause genommen. Diese hatte er in den Mund gesteckt und mit einer Zigarre angezündet. Die Explosion riss ihm den Kopf weg.

Nach Volksglauben soll nun der Geist des Selbstmörders im Grabe keine Ruhe finden und als nächtlicher Reiter ohne Kopf umherirren. Auch bezeichnen viele dies als Strafe für den Tod des Freundes.

Quelle: Bergmannssagen aus dem sächsischen Erzgebirge, 1985, DvfG, Leipzig

Der Ursprung der Bergwerke bei Nossen

Es wird erzählt, dass Bergwerke an der Mulde gegen Nossen lange vor den Freiberger Silbergruben gangbar gewesen wären. Das Gersdorfer Bergwerk soll unter diesen das älteste gewesen sein und bei folgender Gelegenheit aufgekommen sein:

Im Jahre 733, am Tage Simonis und Judäa, hätte ein Mönch, der Kappenmönch genannt, einen auf der alten, jetzt gänzlich verfallenen Wunderburg bei Roßwein gesessenen Räuber mit Namen Martin Griechen besucht. Darauf habe ihn letzterer, nebst Buhlerin, welche Gertrud hieß, beim Abschied ein Stück des Weges begleitet. Bei dieser Gelegenheit hätten sie unterwegs reiche Erze entdeckt. Der Mönch habe daraufhin seine Kutte für immer abgelegt und der Räuber von seinem Räuberhandwerk gelassen. Dafür hätten sie ein Bergwerk angelegt und reiche Erze gefunden. Auch hätten sie an diesem Orte einen Flecken gegründet, den sie nach des ehemaligen Räubers Buhlerin Gertrud Gersdorf benannten. Das Bergwerk wäre bis zum Jahre 887 angebaut worden. Von da an blieb es aber zwei Jahre lang, einer sich entsponnenen Räuberei halber, liegen.

Von diesem Schicksal sei auch ein anderes Bergwerk, der Goppisch genannt, betroffen worden, dessen Lage sei aber nicht mehr bekannt.

Nach einer weiteren Niederlage von drei Jahren, deren Zeit aber nicht mehr genau angegeben werden könne, hätte man angefangen, zu Erzdorf ein ganz neues Bergwerk herzurichten. In Ermangelung der Bergarbeiter hat ein jeder Bauer dazu zwei Leute schicken müssen. Das Bergamt wäre auf dem späteren Schafhofe gewesen.

Quelle: Bergmannssagen aus dem sächsischen Erzgebirge, 1985, DvfG, Leipzig

Zum Kroatenstein

1632 entlud sich Kriegsgewirr über Reinsberg. Mit Mord und Brand hausten die kaiserlichen Truppen in der Gegend, Dittmannsdorf lag bereits in Asche. Lorenz von Schönberg, Herr auf Schloss Reinsberg, suchte Zuflucht in den gesicherten Mauern von Freiberg. Am 17. August machte er sich auf den Weg und in der Nähe der Bobritzsch wurde er, unweit seines Sitzes, von kroatischen Truppen angeschossen. Völlig erschöpft schleppte er sich weiter, mit einem Bauernpferd konnte er noch Freiberg erreichen. Wenige Tage später erlag er seinen Wunden. Der Kroatenstein in der Grabentour erinnert noch heute an diese Begebenheit.

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